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Ampelphase 2: Orte




26. Oktober - 17. November 2007

Detailseite

Prof. Christoph Mäckler Architekten
LIEBLINGSORT

Cedric Price hat vor nicht allzu langer Zeit das Auto als den eigentlichen Wohnraum des Menschen bezeichnet. Auch wenn eine derartige Vereinfachung der Willkür in Architektur und Städtebau weiter Tür und Tor öffnet, so scheint der Vergleich der Fahrgast-zelle des Autos mit dem Wohnraum doch in einer Hinsicht interessant zu sein.

Während wir nämlich im Auto am Fenster sitzen und die Augen mit Genuss die Anordnung der Schalter, Knöpfe und Instrumente betrachten, das Ohr das besondere „Klack“ des elegant geformten Schalters wahrnimmt und die Hände die Oberfläche des fein geschliffenen und polierten Holzlenkrades und seiner auf der Rückseite für die Finger eingelas-senen Griffmulden ertasten, während wir also in einer fast sinnlichen Erotik diese industriell gefer-tigten Instrumentarien am Fenster der Fahrgastzelle genießen, ist dem Fenster des Wohnraumes diese Anmutung völlig verloren gegangen.

Es sollte uns in Erinnerung bleiben, dass es sich beim Fenster des Wohnraumes auch um ein indu-striell gefertigtes Produkt handelt und nicht um Handwerk, das wir im Bauwesen so schmerzlich vermissen.

Zunächst soll aber festgehalten werden, dass die Autoindustrie durchaus in der Lage ist, Massen-produkte zu fertigen, die unsere Sinne anregen, Produkte, die eine funktional ästhetische Schönheit besitzen und dies obwohl sie jährlich geändert werden, während die Bauindustrie bei ihrem ungleich einfacheren Produkt kläglich versagt.

Der Vergleich des Wohnraumfensters mit dem Fahrgastraumfenster zeigt aber auch, wie grund-verschieden unser Anspruch an das eine oder das andere Produkt offenbar ist. Ist diese Unterschied-lichkeit normal? Aber selbst wenn Sie uns als normal erscheint, die Belanglosigkeit des Wohnraum-fensters ist in erster Linie das Ergebnis architek-tonischen Unvermögens.

Dass Fenster zu früheren Zeiten mehr konnten, zeigt das installierte Fenster. Das Glas ist tief in die Wand geschoben, die im inneren entstehende Tiefe wird genutzt, um einen Fensterraum mit Arbeitsplatte zu schaffen, der eine eigene Aufenthaltsqualität entwickelt. Um eine Stufe vom umgebenden Raum erhöht und zur Decke kräftig abgesetzt entsteht in 80 cm tiefen Laibungen ein Raum, der Geborgenheit vermittelt. Man tritt nicht an das Fenster heran, man sitzt im Fenster, in einem Raum zwischen Wohnraum und Platzraum.

Dieser „Zwischenraum“ hat, vom Fenster dominiert, sein eigenes Licht, das in den tiefen Laibungen reflektiert wird und die Fensternische hell erleuchtet. Sie setzt sich damit in ihrer Helligkeit deutlich von den Wänden des Wohnraumes ab.

Das Fenster selbst hat einen Holzrahmen, der eine Bleiverglasung hält. Diese schirmt den „Zwischenraum“ vom „Außenraum“ deutlich ab und verhilft ihm auf diese Weise zu weiterer Geborgenheit.
Der Fensterplatz bietet die Geborgenheit des Wohn-raums, die uns für unser Wohlbefinden so wichtig ist, ermöglicht aber ebenso das Erleben der Helligkeit und der Weite des Platzraumes. Er entrückt uns in einen Raum zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit.

http://www.chm.de